„Welches Lebewesen lebt eigentlich neben mir?“
„Welche Bedürfnisse hat die andere Spezies wirklich?“
„Was bewirke ich durch meine tiefsitzende Angst?“
Unsere Angst schränkt nicht nur unseren, sondern auch den Lebensraum von unseren Haustieren ein. Wir meiden oftmals unbewusst bestimmte Orte oder Situationen. Seit wir aus dem Wald in die Zivilisation gegangen sind, haben wir den direkten Kontakt mit der Natur und der Tierwelt verloren. Wie oft ist der normale Stadtmensch, der meist einen 8h-Job hat, draußen im Wald, bemerkt die Bäume um sich, die Ruhe, die sie ausstrahlen, die Kraft und Stärke, die sie geben können?
Obwohl wir heutzutage jegliche Art von Gefahr ausgeschaltet haben, läuft unser Reptiliengehirn immer noch auf Hochtouren. Es genügt, wenn jemand etwas sagt, macht, anders aussieht, anders ist als wir, anders handelt und eine andere Meinung hat. Alles, was nicht unserem bisherigen Empfinden entspricht, ist potentiell gefährlich.
Besonders unsere Hunde, die in so engem Kontakt mit uns zusammenleben, bekommen diese Emotionen 1:1 übermittelt, tagtäglich. Das Stadtleben ist nicht wirklich der natürliche Lebensraum, in dem sich unsere Hunde von der Evolution her ihren Sinnen entsprechend zurechtfinden. Ohne unsere Hilfe sind sie anfangs oft überfordert. Geben wir ihnen gerade in dieser Zeit keine wirkliche Führung, antworten sie mit Kampf-Flucht-oder Meideverhalten.
Oft legen wir unbewusst unsere eigene menschliche Betrachtungsweise auf das hündische Verhalten. Unsere Bedürfnisse werden seine Bedürfnisse. Hunde fühlen und denken nicht wie Menschen! Kuscheln steht für unseren Hund nicht an oberster Stelle. Seine grundlegendsten Bedürfnisse sind Nahrung, Wasser, Schutz und Fortpflanzung, Soziale Kommunikation mit Artgenossen (!), Bewegung und Schnüffeln. Oft können diese nicht ausgelebt werden. Besonders in der Stadt ersetzen primär wir Menschen seinen Sozialpartner. Begibst du dich nicht wirklich auf die Sinnes-Ebene deines Hundes, sind Kommunikationsprobleme vorprogrammiert. Wir sehen und ertasten unsere Umwelt, dadurch ist es ganz natürlich wenn wir den Hund gleich anfassen wollen. Für sensible Hunde bedeutet das Vertrauensbruch und kann zu Unsicherheit oder gar Aggression führen. In unserer unnatürlichen künstlich gestalteten Umgebung besteht instinktiv das Bedürfnis nach Führung. Nicht zu vergessen die speziell angezüchten Bedürfnisse jeder Rasse. Ein Husky ist kein Couch-Potatoe und ein Golden Retriver kein Wachhund.
In der Natur ist Vorsicht eine wichtige Überlebensstrategie. Oftmals verstärken wir Menschen diesen Zustand durch positive „menschliche“ Signale wie Körperkontakt, Zuwendung, Ansprache mit hoher unnatürlicher Stimme und bestätigen unsere Hunde in ihrer Angst. Angst ist eine Entscheidung, diese „erworbene“ Angst soll den Körper instinktiv vor potentiellen Gefahren schützen. Mit der richtigen Korrektur kann der Hund seine Sichtweise auf die Dinge verändern und neu durchleben. Korrektur heißt, die ängstliche Energie in neue produktive Bahnen umzuleiten!
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