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  • AutorenbildGabriele Müller

Listenhund - Kampfhund


Dieser Artikel ist all jenen verantwortungsvollen Hundebesitzern gewidmet, die wissen, dass sie keinen Schoßhund haben.


Foto: fotolia

UPDATE – Kind ist mittlerweile leider gestorben!


ORF Reportage über Hundeführscheine 12.9.18

Ein einjähriger Bub schwebt immer noch in Lebensgefahr, nachdem er von einem Rottweiler gebissen wurde. Hund war angeleint, hat sich aber von seiner alkoholisierten Besitzerin losgerissen. Ihr droht eine Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung und ein Hundehalteverbot. Rottweiler stehen auf der Liste jener 11 Hunderassen bei denen man zumindest in Wien seit einigen Jahren einen sog. Hundeführerschein benötigt. Den hatte die Besitzerin auch, aber reichen die Regeln? Ausbildungsstunden sind in Wien nicht verpflichtend, es wird lediglich eine 1stündige Prüfung in Theorie und Praxis abgelegt. Wie es zeigt haben trotzdem nicht alle Hundebesitzer ihre Hunde im Griff!


Unerwünschtes Verhalten beim Hund hat viele Ursachen: Stress, nicht artgerechte Haltung, Angst, Herkunft aus schlechter Haltung oder Tierheim, Missverständnisse im Ausdrucksverhalten des Hundes und vieles mehr. Aggressives Verhalten von Hunden ist fast immer mit falschem Umgang des Besitzers zu erklären. Dass ein Hund beißt, ist vielmehr das Resultat aus allen bisherigen Erfahrungen und der jetzigen Situation als dass es an den Hunden selbst liegt.


Viele Hundebisse finden innerhalb der Familie statt, sehr oft betroffen sind Kinder.

Warum beißen Hunde? - Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum Hunde den Weg „Beißen“ wählen. Hunde sind soziale Gruppentiere, ein großteil ihres Benehmens basiert auf ihren Instinkten. Besonders bei Kleinkindern kann sich ohne Begrenzungen durch den Größen- oder Gewichtsunterschied ein Ungleichgewicht ergeben. Es ist ebenso wichtig, dass Kinder lernen, sich respektvoll dem Familienmitglied Hund zu nähern und nicht ihn an Schwanz, Ohren oder Fell zu ziehen oder durch eine Umarmung zu bedrängen. Besonders Kinder unter 5 Jahren sollten noch nicht unbeaufsichtigt mit Hunden bleiben, ihre Motorik ist noch nicht so feinfühlig und kontrolliert.


Wichtige Tipps im Umgang mit Hunden sind:

  • Bewusstes Annähern an einen unbekannten Hund: nicht direkt anschauen, nicht berühren

  • Warnsignale des Hundes erkennen, beachten und respektieren

  • Bedenken, dass „Beuteverhalten“ (z.B. schreiend weglaufen) Instinkte wecken kann

  • Kinder sollten niemals ohne Aufsicht eines Erwachsenen mit einem Hund spielen.

  • Der Hund sollte nicht beim Essen oder Schlafen gestört werden.

  • Einen Hund an einem schnüffeln lassen bevor man ihn streichelt.

  • Niemals über einen Hund drüberbeugen – das ist bedrohlich!

  • Besitzgier kann besonders bei Wachhunden und Hütehunden überhand nehmen und Spielzeug, Futter, Territorium oder Menschen einschließen.

  • Schmerzen können auch den freundlichsten Hund dazu bringen, übermäßig zu reagieren.

  • Besonders beachten, dass die Hundemutter ihre Welpen beschützen will

Für die Besitzer stellt sich daher eine wichtige Frage: Wie lerne ich meinem Hund mit Situationen umzugehen, mit denen er selbst nicht umgehen kann, weil seine Sinne und Gene immer noch nicht vollständig an unsere „unnatürliche Menschenwelt“ angepasst sind. Wir sind gefordert unsere Hunde „vorausschauend“ durch den Alltag führen und Situationen richtig einschätzen zu lernen. Hundeschulen sind damit meiner Erfahrung nach großteils überfordert. Auch der Hundeführerschein streift Alltagssituationen nur am Rande.


Laut Rasseliste gehören zu den Kampfhunden Hunde ab einer gewissen Bissstärke wie Rottweiler, Pitbullterrier, Bullterrier, Staffordshire Bullterrier, American Staffordshire Terrier, Mastino, Mastiff, Bordeauxdogge, Tosa Inu, Ridgeback, Bandog. Die meisten Bissattacken-Statistiken werden jedoch von Mischlingen und Schäferhunden angeführt! Es ist also hinterfragenswert, wie diese Liste entstanden an Hunden entstanden ist, die für den Hundeführerschein nominiert wurden, denn nur verhältnismäßig wenige Angriffe kommen von Hunden auf dieser Liste.


Wie oft begegnet man als Spaziergänger, einem dieser kleinen Monster wie Yorkshire Terrier und Chihuahua entgegenkommen und sich wie wild an der Leine gebärden? Bei diesen Kleinrassen wäre eine Ausbildung mindestens genauso sinnvoll, denn sie sind oft "Täter" und "Opfer" zugleich: wild kläffend provozieren sie meist viel größere Hund und werden vom Besitzer verzweifelt an ihrer Leine weggezerrt oder schützend und verteidigend hochgenommen, ohne die Kläfferei zu korrigieren.


Wichtig für die Vermeidung von Konflikten ist die richtige Reaktion auf die Herausforderungen des Alltags. Jeder Hund reagiert anders auf bestimmte Reize. Wenn der Besitzer das weiß, kann er dementsprechend vorausschauend handeln. Es sind nicht nur als "gefährlich" eingestufte Hunderassen, die Menschen angreifen. Oft kommt es gar nicht auf die Rasse an, sondern darauf, was der Besitzer aus dem Hund macht!!!


Ich würde mir wünschen dass durch den Hundeführerschein die HundehalterInnen darauf sensibilisiert werden, ihre Verantwortung gegenüber Hund und Mitmenschen ernst zu nehmen, und das durch richtigen und rücksichtsvollen Umgang aber mit konsequenten und klar verständlichen Regeln und so ihre Hunde so zu Großstadttauglichen und sozial verträglichen Tieren zu machen.


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