
Wir haben verlernt unsere Hunde “Hund sein zu lassen”. Wir bewerten ihr Tun aus unserer Sicht und unterstellen ihnen menschliche Beweggründe. In der Erziehung setzen wir menschliche Maßstäbe, etwa indem wir ihnen die Do and Don’ts mit menschlichen Worten erklären wollen. Aber die Tierkommunikation basiert rein auf Körpersprache und Energie. Energie ist das, was wir bekommen, wenn unsere Absicht auf unsere Emotionen trifft! Das ist die Sprache, die Hunde wirklich sprechen und verstehen.
Sozialisation beginnt bei den Tieren gleich nach der Geburt: Die Hundemama lehrt ihre Welpen, was erlaubt ist und was nicht. Bricht ein Welpe die Regeln, wird er sofort korrigiert. So wissen sie dann auch später, wo ihr Platz in der Gruppe ist, respektieren Hunde mit höhere Energie und helfen jenen im Rudel unter ihnen. Oft reißt diese Erziehung sofort beim Einzug beim Menschlichen Besitzer ab. Diese Hunde dringen sofort in den Freiraum des Menschen ein, zeigen übermäßige Erregung wie hochspingen, bellen, sich im Kreis drehen oder an der Leine ziehen. Hunde und Tiere generell versuchen unausgeglichene Energie zu meiden. Menschliche Energie ist leider sehr oft unausgeglichen und geprägt von Ärger, Angst, Frustration oder Hoffnungslosigkeit. Das spiegeln dann unsere Hunde wieder.
Damit sich ein Hund als Teil des Rudels fühlen kann, bedarf es Vertrauen zum Menschen. Seitens des Menschen ist das grundlegende Verständnis vom Tier die Basis, um sie respektvoll und tiergerecht behandeln zu können - so wie früher die Indianer ihre Pferde. Diese bildeten eine Einheit ohne Hilfsmittel oder viele Worte.
Aggression ist für die meisten Besitzer das größte Problem. Aus meiner Erfahrung stellt sich so ein “aggressives” Verhalten dann jedoch eher als aufgeregt und neugierig, nicht ruhig und nicht gehorsam oder hyperaktiv heraus. Die Beweggründe können sein: Frustration, Angst, Territorialität, Dominanz oder Schmerzen. Frustration beispielsweise entspringt dem Fehlen von Beschäftigung und Bewegung, Dominanz der Unfähigkeit des Menschen Regeln aufzustellen und diese ruhig-bestimmt in jeder Situation einzuhalten und durchzusetzen.
Viele Menschen geben der Rasse die Schuld. Es gibt nur einen Unterschied zwischen dem aggressiven Chihuahua und dem aggressiven Pitbull: der Pitbull hat die höhere Beißkraft. Aus meiner Erfahrung ist es besonders wichtig, körperlich starke Hunderassen wie Pitbull, Rottweiler, Schäferhund oder Mastiff bestimmt und konsequent zu führen, damit sie ausgeglichen und sozial agieren. Bevor man sich für eine Rasse entscheidet ist es wichtig zu überlegen ob die natürlichen Bedürfnisse des Hundes mit unserem Lebensstil konform gehen.
Hunde zeigen schlechtes Benehmen und Verhaltensprobleme nicht vorsätzlich! Geben wir ihnen die Führung, die sie brauchen, um ein erfülltes natürliches Hundeleben zu haben. Vielen angst-aggressiven Hunden fehlt angemessene positive Erfahrung mit Hunden, Tieren, Menschen oder Gegenständen. Besonders für diese Hunde sind regelmäßiges Training und Übungen wichtig, um den Überschuss an negativer Energie loszuwerden und so den Geist auf positive Sachen lenken zu können.
Bei Aggression gegenüber Artgenossen “fordern” uns unsere Hunde regelrecht auf, endlich die Position eines Rudelführers zu übernehmen. Der richtige Anführer hat einen 24/7-Job und kümmert sich selbstlos immer zuerst um seine Gruppe. Hunde wissen instinktiv, wer sie gut führen und beschützen kann. Ist dieses Vertrauen gefestigt, muss der Hund die Situationen nicht mehr selbst regeln.
Futteraggression: Die Verteidigung des Fressens vor dem Menschen kann sich zum ernsten Problem entwickeln. Dieses kann sich – wenn nicht behoben – auch auf andere Dinge ausweiten. Ressourcen können mit Knurren, Zähne fletschen, schnappen oder beißen verteidigt werden, wenn sich ein Mensch oder Artgenosse nähert. Dies tritt meist bei extrem Dominanten oder aber auch sehr unsicheren Hunden auf. Um das Verhalten zu verstehen, muss man wissen, dass das Alpha-Pärchen nach einer erfolgreichen Jagd immer zuerst frisst und sie sich die Beute auch von keinem rangniedrigeren Rudelmitglied wegnehmen lassen. Ausnahme bilden hier die Welpen bis zur 10. Lebenswoche. Der erste Schritt zur Verbesserung ist hier konsequente Erziehung und Einführung von einem Ritual. Der Hund soll lernen, dass er das Futter nur dann bekommt, wenn er ruhig und entspannt ist. Geben wir dem Hund eine Aufgabe, um sich sein Essen zu verdienen, so wie in der freien Wildbahn die gemeinschaftliche Jagd. Der Hund soll ebenfalls lernen, dass wir die Schüssel auch während seinem Essen jederzeit wieder beanspruchen können. Je konsequenter wir diese Rituale durchsetzen, umso schneller tritt die Desensibilisierung ein. Dies gilt ebenso für Verteidigung von Wasserschüssel, Schlafplatz oder Spielzeug.
Sozialisierung ist simpel.
Damit unser Hund uns versteht und seinen Platz in der Familie akzeptiert, sind von Anfang an Regeln, Begrenzungen und zeitnahe Korrekturen wichtig. Wir dürfen uns nicht schlecht oder schuldig fühlen, wenn wir unseren Hunden den richtigen Weg zeigen. Woher sollen sie denn lernen, sich in einer Menschenwelt zurecht zu finden, wenn nicht von ihren Herrchen und Frauchen? Es ist Zeit die Verantwortung des Rudelführers zu übernehmen und unsern Hunden die Richtung vorzugeben.
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