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  • AutorenbildGabriele Müller

Dominanz-Verhalten

Alpha hat nichts mit Dominanz zu tun! Dominanz hat nichts mit Aggressionen zu tun!


"Vorher-Situation"

Die klassische Definition von Dominanz ist: „Durch das eigene Verhalten das Verhalten eines oder mehrerer anderer Individuen zu beeinflussen und zu manipulieren.“ Sowohl wir Menschen als auch unsere Hunde tauschen auf unbewusster Ebene laufend Informationen aus und verändern daraufhin fast automatisch das Verhalten. Jede Beziehung und jede Freundschaft besteht aus Nehmen und Geben. Häufig spricht man jedoch erst von Dominanz, wenn die eigenen Interessen rücksichtslos durchgesetzt werden und nicht dem Gemeinwohl der Gruppe dienen.

Hast du als Mensch nicht die Führung im Alltag, stellt dein Hund dann vielleicht seine Position in vielen Bereichen eindeutig klar. Hochspringen am Menschen bedeutet alles andere als Freude. Kommt noch eine gewisse Aufregung oder aufgestaute Energie dazu, artet es in Anspringen aus. Der Hund dringt in den Freiraum des Menschen ein und zeigt ihm, wer das Sagen hat. Nur sehr wenige Hunde sind geborene Führer, können aber dominant werden, wenn der Mensch nicht seine Führungsposition im Rudel wahrnimmt, keine Regeln, Grenzen und Begrenzungen setzt und nervös und ängstlich reagiert statt ruhig bestimmt und ausgeglichen.

Die meisten Hunde sind weder dominant noch unterwürfig, irgendwo dazwischen, werden aber durch unser Handeln oder Nicht-Handeln in eine der Richtungen gebracht. Hunde mit höherer Energie benötigen mehr Aufgaben und Beschäftigung, die ihre Konzentration fordern, als unterwürfige Tiere, die sich einfach in die familiäre Struktur eingliedern.

Dominanz hat nur zu einem geringen Prozentsatz etwas mit dem Charakter zu tun, es wird meist durch das Ungleichgewicht in der Beziehung und Interaktion zweier Individuen hervorgerufen, wodurch einer den anderen einschränken und sich selbst dadurch Vorteile verschaffen will. Meist wirken Ressourcen als Motivation. Ein Hund verhält sich solange dominant, solange es ihm gelingt, die Situation zu kontrollieren. Indem wir die natürlichen Neigungen unseres Hundes erkennen lernen, können wir dies verhindern.

Alpha hat nichts mit Dominanz zu tun! Dominanz hat nichts mit Aggressionen zu tun! Bei Wolfseltern wird die Rudelführung im Sinne der Gemeinschaft von der ersten Sekunde der Geburt gelebt und muss nur in 15% der Situationen mit Imponier- und Drohverhalten gegenüber ihren Kindern beantworten.

Natürlich gelebte Dominanz ist eine gewachsene Rangordnung und wird von den Familienmitgliedern nicht in Frage gestellt. Negative Dominanz ist gleichbedeutend mit Gewalt und Unterdrückung.

Hunde, die eine dominante Rolle einnehmen und diese auch deutlich machen wollen, liegen gerne erhöht, kontrollieren Türen, folgen dem Menschen auf Schritt und Tritt, begrüßen diesen aufgeregt, fordern Spiel und Streicheln ein, verteidigen Ressourcen, wollen beim Spaziergang immer vorne laufen oder reagieren nicht intensitätsmäßig aggressiv auf Artgenossen und Menschen.

Jede Reaktion hat Auswirkung auf ein anderes Lebewesen. Man kann nur auf das Verhalten anderer reagieren, wenn man sein eigenes Verhalten verändert oder angleicht. Alle Lebewesen “manipulieren“ pausenlos andere Individuen um sich herum ohne dem eine besondere Bedeutung beizumessen. Aus den Reaktionen ergeben sich entweder Vorteile als auch Nachteile für alle beteiligten.

Verschafft sich ein Hund die dominante Position, verhält er sich distanzierter und weniger sozial! Der Hund strebt dann grundsätzlich danach, jede noch so kleine Schwäche seines Halters zu seinen Gunsten auszunutzen. Schenkst du Aufmerksamkeit und Liebe zum falschen Zeitpunkt, katapultierst du deinen Hund unbewusst in die Führungsrolle. Dann will er Aufmerksamkeit, dann will er die Führung. Denn auch in einem Wolfsrudel frisst der Alphawolf als erster.

Was zeichnet einen Rudelführer aus? Die Hundemutter trainiert ihre Welpen von Geburt an mit ruhig bestimmter Energie. Sie lässt sie fürs Futter warten, kontrolliert wie sie spielen und wie weit sie sich bei ihren Entdeckungsreisen entfernen dürfen. Sie setzt ihre Regeln und Begrenzungen in einer ruhigen und natürlichen Art und Weise mit Augenkontakt und Körpersprache durch. Vor allem in der Wildnis ist es wichtig, Territorium für sich zu beanspruchen und damit anderen Begrenzungen zu setzen. Das Timing ist wichtig! Welpen warten bis sie fressen dürfen, auch rangniedrigere warten auf Signale der Alphatiere zum Aufbruch zur Jagd. Kein Anführer zeigt Aufmerksamkeit bei aufgeregter Energie, denn sie wissen was gut für die Gruppe ist, welche Bedürfnisse zu erfüllen gehört und wie sie die Harmonie erhalten.

Hier ein paar Beispiele um Dominanzverhalten zu verdeutlichen:

(1) Es ist Fakt, dass ranghohe Hunde in der Nähe der Schnauze des ranghöchsten Tieres/des Menschen liegen wollen. Ich würde sagen, dein Hund testet dich dann ein wenig, wie NAHE er dir sein darf und probiert deine Individualdistanz aus. Wenn du in Hierarchie steigen willst, schiebst du ihn zu den Füßen (Siehe Fotos)

(2) Dein Hund lässt Gäste nicht ins Haus

(3) Dein Hund folgt dir auf Schritt und Tritt

(4) Ein Golden Retriever liegt entspannt am Boden und eine Chihuahua Hündin setzt sich auf seinen Kopf, während die Besitzer sich miteinander unterhalten. Das ist nicht unabsichtlich, Tiere machen nichts grundlos!!!!

(5) Stellt sich der Hund knurrend in den Weg und weicht der Mensch daraufhin, signalisiert er damit, dass der Hund die Situation unter Kontrolle hat.

Auf der einen Seite sollte die Akzeptanz der Annäherung von seinen menschlichen Familien-mitgliedern frühzeitig geübt werden. Auf der anderen Seite sollte es aber tabu bleiben sich zu nähern, wenn dein Hund schläft oder auf seinem Platz Ruhe haben will. Bei Kindern muss der Erwachsene dafür sorgen, dass hier der gegenseitige Respekt eingehalten wird. Viel zu oft gibt es fremde Menschen, die auf der Straße ohne Vorwarnung oder Nachfragen deinen Hund streicheln wollen. Das solltest du als wachsamer Rudelrührer abgeblocken und so deinem Hund den notwendigen Schutz bieten. Dieses „fremde Streicheln“ muss dein Hund nicht akzeptieren. Er oder sie könnte sogar aggressiv reagieren, wenn die Fremde Person nicht auf seine Beschwichtigungs-und Vermeidungssignale reagiert.

Gelebte Führung hat nichts mit Gewalt, Druck oder Schikane zu tun. Sie wird viel eher von den anderen freiwillig anerkannt. Den Führungsanspruch muss sich auch der Mensch in seinem kleinen Rudel erarbeiten. Nur wenn der Hund Vertrauen hat, dass sein Mensch ihn durch jede Situation bringt, wird er diesem gerne folgen. Für eine sichere Bindung sind klare Kommunikation, Respekt auf beiden Seiten und Kooperation in nicht alltäglichen Situationen.

Hat dein Hund dich anerkannt, hast du es nicht nötig, aggressiv und wütend zu werden. Ein kompetenter Führer kann seine Ansprüche durchsetzen, aber er muss nicht. Je besser die Kommunikation der kleinen Signale funktioniert, umso öfters kannst du deinem Hund Freiraum geben.



Nachher-Situation


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